Standort Enser Straße 10

Jacob-Wittgenstein-Stiftung

Jacob Wittgenstein
Jakob Wittgenstein
(Photo: Stadtarchiv Korbach)

Der Gründer der Stiftung Jakob Wittgenstein wurde am 01.04.1819 in Korbach geboren. Seine Eltern waren Simson und Rebecca Wittgenstein. Jakob Wittgenstein war jüdischen Glaubens und arbeitete erfolgreich als Kaufmann, zuletzt in Berlin. Er verstarb am 03.06.1890.

Sein einziges Kind starb sehr früh, so dass er die Stadt Korbach als Universalerbe einsetzte. Allerdings musste die Stadt Korbach garantieren, dass sie das Erbe für ein Heim für alte, mittellose Menschen nutzte.

Mit dem Bau des Altersheims wurde 1892 in der Enser Straße 10 begonnen und 1894 vollendet. Während die Bewohner des angrenzenden Altersheims („Hospital“), Enser Straße 9, ihren Platz selbst finanzieren mussten, kamen Bedürftige bis 1923 in der „Wittgenstein-Stiftung“ unentgeltlich unter. In den zwanziger Jahren verlor die Stiftung allerdings aufgrund der Inflation so viel Geld, dass die kostenlose Betreuung wegfiel. Das Heim hatte zunächst rund 20, nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu 80 Plätze.

 
Altersheim

Im Dritten Reich sollte nichts mehr an den jüdischen Spender erinnern, das Haus wurde in „Städtisches Altersheim“ umbe- nannt. Nach dem 2. Weltkrieg nahm man den Ursprungsnamen wieder an.

Wittgensteinsche-
Altersversorgungsanstalt

 

1984 wurde ein Umzug in ein neues Altersheim am Nordwall notwendig, seitdem befinden sich eine Klinikverwaltung und ein Kindergarten darin. Sowohl ein Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof als auch eine Straße mit seinem Namen erinnern heute an den großen Spender der Stadt.

© Dominik Lerch/ Dr. M. Lilienthal

Literatur:

Marion Möller/ Schüler/innen der Alten Landesschule: Spuren jüdischen Lebens und nationalsozialistischer Machtdemonstration. Der andere Stadtführer durch Korbach/Waldeck, Korbach 2008.

Karl Wilke: Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Korbach, hrsg. von der Kreisstadt Korbach, Stadtarchiv Korbach, Korbach 1993.