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Patrizierhäuser am Obermarkt

Patrizierhäuser am Obermarkt
Patrizierhäuser am Obermarkt (Photo: Hans Osterhold)

Die beiden Patrizierhäuser „In der Pforte 1 und 2“ wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und haben sich seit ihrer Erbauung äußerlich nur wenig verändert. „In der Pforte“ nennt man den schmalen Weg zwischen „Ascher“ und Obermarkt, weil sich dort einst die Pforte des geschlossenen Gehöftes des Bauern Waldeck befand. Als Ende des 19. Jahrhunderts ein Durchbruch zum Obermarkt erfolgte, sagte man einfach „Waldecks Pforte“.

Der Obermarkt, ehemals Neustädter Markt, wurde 1988 umgebaut. Gut gelungen, gestattete er die Verlegung des Wochenmarktes auf diesen Platz. Heute wird er auch für Stadtfeste genutzt. Vom oberen Parkdeck hat man einen guten Ausblick auf die alten Patrizierhäuser am Obermarkt.

Das Haus „In der Pforte 1“ erbaute 1747 der Landrentmeister und Oberbürger- meister Heinrich Konrad Wilstach. Das Haus, das sich ursprünglich an dieser Stelle befand, gehörte dem Stadtkommissar Georg Heise und war beim großen Stadtbrand 1664 vernichtet oder zumindest in große Mitleidenschaft gezogen worden. Da es nur notdürftig wieder hergestellt worden war, hatte es keine lange Lebensdauer. 1747 wurde es abgerissen. Der Garten, der an das Haus angrenzte, konnte erweitert werden, nachdem die zur Ketzerbach hin gelegenen Häuser 1756 bzw. 1819 abgerissen worden waren.

Ehemals gehörte es ebenso wie das gegenüberliegende Haus Nr. 2 zu Korbachs wertvollsten Gebäuden. Nur 12 Häuser waren mit einem Brandkassenwert von 500 Talern eingestuft.

Als Besitzer des Hauses sind unter anderem angegeben:
Stadtsekretär Heinrich Bilstein, Amtsverwalter Anton Contzen, Unterbürgermeister Joh. Hermann Stuhlmann, Hofgerichtsrat Heinrich Ernst Wigand, Obergerichts- und Hofrat August Rhode und Veterinärrat Dr. Hans Hartwig, der 1920 das Haus erwarb und es innen völlig umgestalten ließ. Knapp 80 Jahre blieb das Haus im Besitz der Familie Hartwig. 1989 wechselte es seinen Eigentümer. Die neuen Besitzer richteten hier eine Arztpraxis ein.

Das Haus „In der Pforte 2“ wurde 1718/20 als zweigeschossiges Fachwerkhaus von Pfarrer Ludwig Scriba aus Berndorf erbaut. Unbekannt ist, wer hier vor der Brandkatastrophe 1664 gewohnt hat. Es ist anzunehmen, dass sich hier ein Stall und eine Scheune eines Nachbarn befanden. Nächster Besitzer war 1748 Anna Elisabeth Scipio, Witwe des Hofrates Ernst Ludwig Scipio. Von ihr erwarb 1766 Stadtkommissar und Regierungsrat Johannes Hagenbusch das Haus. Landkommissar Conrad Herman Wittmar, Pächter des Hofgutes in Lengefeld, wurde 1807 Besitzer. Von dessen Neffen Carl Wittmar kaufte 1863 Philipp Theodor Waldeck, Pfarrer an St. Kiliansgemeinde das Haus, um es 1864 seinem Sohn Justizrat Julius Waldeck zu vererben. Nach dessen Tod wurde der Besitz 1907 durch eine Erbengemeinschaft übernommen, zu der auch Maria Engelhard und Meta Leiß, beide Töchter von Justizrat Julius Waldeck gehörten.

 

© Sebastian Hessel/ Dr. M. Lilienthal

Literatur:

Hans Osterhold: Meine Stadt. Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte, hrsg. vom Magistrat der Kreisstadt Korbach, 3. Aufl., Korbach 2004.