PersönlichkeitenDie Brüder Carl und Ludwig Curtze
Die Brüder Carl und Ludwig Curtze
Die Zwillingsbrüder Carl Wilhelm Heinrich und Ludwig Christian Friedrich Curtze, geb. am 14. Januar 1807 in Korbach, Söhne des Konrektors Christian Ludwig Curtze, erwarben sich um die waldeckische Geschichtsschreibung große Verdienste. Ludwig Curtze gründete 1862 den Waldeckischen Geschichtsverein.
Für das 19. Jahrhundert waren die Zwillingsbrüder Carl und Ludwig Curtze in Korbach beispielhaft. Gemeinsam mit Adolf Gabert und Carl Beck drangen sie als junge Lehrer um 1830 auf notwendige Reformen. Carl Curtze konnte später als Mitglied des Konsistoriums großen Einfluss auf die Entwicklung des waldeckischen Schulwesens nehmen. Ludwig Curtze, der von 1854 bis 1862 Rektor der Schule war, engagierte sich auch politisch, als er 1849 den liberalen Verfassungsentwurf von August Schumacher kommentierte.
Ludwig (Louis) Curtze
Nach der Mode der Zeit nannte er sich Louis. Er besuchte wie sein Bruder von 1814 bis 1825 das Landesgymnasium. 1825 begann er ein Studium der Theologie in Göttingen. Dort hörte er auch Vorlesungen über alte Sprachen, Philosophie und Archäologie. Sein besonderes Interesse galt jedoch der Geschichte. Nach bestandenem Examen (1828) wurde Ludwig Curtze Lehrer am Landesgymnasium in Korbach, 1832 Konrektor und gleichzeitig zweiter Diakon in Korbach, Prediger in Lengefeld und Lelbach. 1837 promovierte er zum Doktor der Philosophie in Göttingen. 1852 erfolgte die Ernennung zum Rektor des Gymnasiums.
Ein wichtiges Forschungsgebiet Curtzes war die waldeckische Volkskunde. Er war von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm angeregt worden, sich der Erfassung des waldeckischen Volksgutes anzunehmen. So entstand die für die Volkskunde Waldecks so wertvolle "Volksüberlieferung" (1860). Die Sammlung enthält Märchen, Sagen, Sprichwörter, Rätsel, Berichte über Sitten und Gebräuche sowie ein Mundart-Wörterbuch für Waldeck.
Das literarische Hauptwerk Curtzes ist zweifellos die "Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck" von 1850. Er veröffentlichte mehrere historische und volkskundliche Werke, u. a. 1846 die "Beschreibung der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont für Stadt- und Dorfschulen", 1850 folgte die "Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck". Seine letzte Arbeit war die "Geschichte des Gymnasiums zu Corbach".
Für den Historischen Verein, dessen Mitbegründer er 1862 war, gab er die "Beiträge zur Geschichte der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont" heraus. Wegen Krankheit trat Curtze 1862 vorzeitig in den Ruhestand. Ludwig Curtze starb am 1. April 1870 im Alter von 63 infolge eines Nervenleidens in Korbach. An den großen Regionalhistoriker erinnert heute die Ludwig-Curtze-Straße.
Ludwig Curtze führte umfassende Korrespondenz mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten der Zeit, wie Jakob Grimm, Vorder- und Rückseite, Brief an Konrektor Ludwig Curtze von Jakob Grimm vom 30. Oktober 1840 (Bestand: SchA ALS)
Erwähnenswert sind auch die zahlreichen Publikationen von Carl Curtze, seit 1832 Subkonrektor, welche den besonderen Bezug des Autors zur Pädagogik, zu Waldeck und der Zeitgeschichte dokumentieren. So veröffentlichte er 1837 einen "Unterrichtsplan für die Dorfschulen und niederen Stadtschulen", im gleichen Jahr für die Schulen in Waldeck ein "Deutsches Lesebuch in Lebensbildern" und eine Schrift über "Die Gründung des Gymnasium zu Corbach" heraus, darüber hinaus veröffentlichte er für die Jahre 1525 - 1855 die Quellensammlung "Volksschulgesetzgebung des Fürstentums Waldeck".
Carl und Ludwig Curtze nahmen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Pädagogik und Schulorganisation in Waldeck. 1854 wurde das staatlich anerkannte Ausbildungsseminar nach Korbach verlegt, das 1841 von Carl Curtze und Chr. Schneider als privates Proseminar zur Ausbildung der Schulamtskandidaten in Wildungen gegründet worden war. Die Eröffnung von Realschulklassen fällt ebenfalls in dieses Jahr. 1855 nahm der Waldeckische Landtag ein Schulgesetz an, das auf Initiative von Carl Curtze die schulische Entwicklung in Preußen berücksichtigte.
© Dr. Marion Lilienthal
Auszug aus:
Lilienthal, Marion, Die Alte Landesschule in Korbach. Ein Kaleidoskop aus fünf Jahrhunderten (1579 - 1962),
Band 1, Seiten 75-77.
Quellen:
Curtze, Christian Ludwig, Vereinigungs-Versuch einiger sich widersprechend scheinender Stellen des N. Testaments wodurch zu der, den 6, 7 und 8 April zu haltenden Prüfung und Redeübung erbührend einladet.
Christian Ludwig Curtze, Mengeringhausen 1808.
Curtze, Louis, Geschichte des Gymnasiums zu Corbach, Arolsen 1869.
Osterhold, Hans, Ludwig-Curtze-Straße (Korbach), in: http://www.regiowiki.hna.de/Ludwig-Curtze-Straße_(Korbach).