PersönlichkeitenChristian Carl Josias von Bunsen

Christian Carl Josias von Bunsen und die Ägyptologie

Bereits seit Alexander dem Großen übt Ägypten eine Faszination aus, der z. B. Napoleon erlag und mit ihm viele Wissenschaftler, Künstler und Abenteurer seiner Zeit. Insbesondere das 19. Jahrhundert war geprägt durch einen Wettlauf der europäischen Großmächte um die besten Ausgrabungsfunde aus Ägypten. Auch die Bevölkerung wurde davon ergriffen. Dieser Faszination erlag auch Carl Josias von Bunsen. Aus einfachen Verhältnissen kommend, stieg Bunsen zu einer Zentralfigur seiner Zeit auf. 1808 machte er sein Abitur am Landesgymnasium.

Christian Carl Josias von Bunsen (Portrait 1847) und Bunsens Geburtshaus in Korbach

In einem bis heute fast unverändert gebliebenen Haus auf dem Ascher wurde er am 23. August 1791 in Korbach geboren. Seine Jugendzeit verlebte er im Haus seiner Eltern in der später nach ihm benannten Bunsenstraße. Der berühmte Physiker Robert Bunsen (siehe Bunsenbrenner) war ein entfernter Verwandter.

In einem bis heute fast unverändert gebliebenen Haus auf dem Ascher wurde er am 23. August 1791 in Korbach geboren. Seine Jugendzeit verlebte er im Haus seiner Eltern in der später nach ihm benannten Bunsenstraße. Der berühmte Physiker Robert Bunsen (siehe Bunsenbrenner) war ein entfernter Verwandter.

Bereits zu Schulzeiten wurde Bunsen - wie seine Mitschüler berichten - als "Genie" bewundert. Er galt als Freude seiner Lehrer und Stolz seiner Eltern. Im Alter von 17 Jahren verließ er 1808 mit dem Abitur das Gymnasium, um Theologie und Philologie in Marburg und Göttingen zu studieren. Er war erst 21 Jahre, als ihm die Universität Jena die Ehrendoktorwürde verlieh. Christian Carl Josias von Bunsen war über 30 Jahre preußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom, in Bern und in London. Er pflegte freundschaftliche Beziehungen zum preußischen König Friedrich Wilhelm IV., zu Wilhelm von Humboldt, Schelling und Schopenhauer. Insbesondere gilt er aber als Förderer des Deutschen Ägyptenforschers Carl Richard Lepsius.

Früh erkannte Bunsen die Bedeutung der Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion. So ist von Bunsen die Gründung des Archäologischen Instituts in Italien zu verdanken. Darüber hinaus verfasste er u. a. das bedeutende fünfbändige Werk "Ägyptens Stelle in der Weltgeschichte".

Bunsen, "Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte", 1848
(Bestand: SchA ALS)

Bunsen Geburtshaus 1910, Zeichnung von Carl Jung
(KG, Nr. 2, Juli 1910)

Säulenhalle des Isis-Tempel auf Philae, Ägypten (Zeichnung von David Roberts um 1845)

Bunsen ist in zweifacher Hinsicht bedeutend für die Ägyptologie: Zum einen als Autor, zum anderen als Förderer und Berater aufstrebender bzw. bedeutender Ägyptenforscher. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte und Kultur des Alten Ägypten setzte in Deutschland erst im 19. Jahrhundert ein. Ägyptische Artefakte waren zuvor Teil von Kuriositätenkabinetten gewesen, Sammlungen, die aus Neugier, fürstlicher Eitelkeit oder aus Gefallen an den Stücken entstanden waren. Vor diesem Hintergrund sind auch die ersten Sammlungen ägyptischer Altertümer an den deutschen Fürstenhäusern zu betrachten.

Bunsens Engagement war wegbereitend für seine Zeit. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts lernte er in London den noch unbedeutenden Carl Richard Lepsius kennen. Professor Eduard Gerhard berichtete Bunsen 1831 von dem begabten und fleißigen jungen Mann. Es entstand ein Briefwechsel zwischen Lepsius und Bunsen.

Karnak (Lepsius, Denkmäler, Blatt C)

Carl Richard Lepsius (links: Stahlstich von A. Alboth um 1860, rechts: Portrait um 1870)

1833 suchten Alexander von Humboldt und der preußische Gesandte von Bunsen einen Wissenschaftler, der in Champollions Fußstapfen treten könne. Carl Richard Lepsius (1810 -1884) hatte sich bereits als Student universalistisch in die Antike vertieft. Den Ausblick in Richtung Ägypten eröffneten ihm aber erst von Bunsen und Wilhelm von Humboldt. Ab 1834 betrieb Lepsius Studien zur Ägyptenkunde mit einer Ausschließlichkeit und Konsequenz, die ohne Beispiel blieb. 1837 brachte er das von Champollion begonnene Werk der Entzifferung der Hieroglyphen zu seinem bisher gültigen Abschluss.

Entzifferung der Hieroglyphen (Scan: F. Müller-Römer)

Mit Alexander von Humboldt setzte von Bunsen sich beim König für eine große preußische Ägypten-Expedition ein, deren Leitung Richard Lepsius übernehmen sollte. 1842, im Alter von 32 Jahren, wurde Lepsius zum außerordentlichen Professor der Universität Berlin berufen. Gleichzeitig genehmigte der preußische König eine große wissenschaftliche Expedition. Forschungsreisen führten 1842 bis 1846 und 1866 nach Ägypten, in den Sudan und die Suezregion. Bedeutende historische Fakten konnte Lepsius auf seinen Expeditionen zusammentragen.

Preußenadler auf der Cheopspyramide 1842 (Aquarell von Johann Jakob Frey, 1842)

Abu Simbel (Zeichnung von David Roberts um 1839)

Im Frühjahr 1857 traf von Bunsen ein letztes Mal Richard Lepsius in Berlin und besuchte das Ägyptischen Museum, das er durch Ankäufe bereichert hatte. Lep-sius war inzwischen Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Christian Carl Josias von Bunsen starb am 28. November 1860 in Bonn. Heute erinnert die Bunsenstraße an den großen Korbacher.

© Dr. Marion Lilienthal

Auszug aus:

Lilienthal, Marion, Die Alte Landesschule in Korbach. Ein Kaleidoskop aus fünf Jahrhunderten (1579 - 1962),
Band 1, Seiten 79-83.

Quellen:

Bunsen, Christian Carl Josias, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte. Geschichtliche Untersuchung in fünf Büchern, Hamburg 1848.

http://geschichtswerkstatt-als.de, konzipiert von Marion Lilienthal, Rubrik "Bunsen-Haus Geburtshaus Christian Carl Josias von Bunsen, verfasst von Sebastian Hessel/Carl von Randow/Marion Lilienthal.

Lilienthal, Marion/Schüler/innen der Alten Landesschule, Manuskript verfasst von Marion Lilienthal, Vortrag vom 26.04.2012 im Wolfgang-Bonhage-MUSEUM KORBACH. Reise ins Alte Ägypten (vgl. WLZ vom 28.04.2012).